Klimapolitik beginnt vor Ort

Gewerbeflächen – ungenutztes und unbeachtetes Potential für den Klimaschutz 

Der Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit von Stadt und Land. Es geht dabei sowohl um Klimaschutz, als auch um Klimaanpassung. Während beim Klimaschutz die internationale Gemeinschaft und ihre Mitglieder gefordert sind, ist Klimaanpassung vor allem eine lokale Aufgabe, die vor Ort beginnt. Deutschland verschleppt den Klimaschutz.

Das Ziel, die CO2 – Emissionen um 40% von 1990 bis 2020 zu senken, wird um mehr als 5 Jahre verfehlt! Wir brauchen dringend weitere Anstrengungen, auch im Bereich der Wirtschaftsentwicklung. Standortpolitik ist mehr als die Ausweisung von Gewerbegebieten und die Bereitstellung finanzieller Mittel. Schon aufgrund ihrer Größe steckt in Gewerbegebieten viel Potential, das bis heute vielfach noch ungenutzt und unbeachtet ist!

Auswirkungen

Die Auswirkungen des Klimawandels werden mit erhöhten Durchschnittstemperaturen und einer Verschiebung der Vegetationsperioden einhergehen. Auch eine Zunahme von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürreperioden, Starkregen, Hochwasser und Stürmen sind vermehrt zu erwarten. Das hat nicht nur Auswirkungen auf private Hausbesitzer, sondern auch die Unternehmen in Gewerbe- und Industriegebieten werden davon betroffen sein.

Firmen werden deutlich höhere Versicherungsbeiträge für Elementarschadensversicherungen in Kauf nehmen müssen. Sachbeschädigungen und Produktionsausfälle durch diese Extremwetterereignisse können großen, wirtschaftlichen Schaden anrichten. Durch die frühzeitige Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels, können Unternehmen schon aus eigenem Interesse Schadensrisiken reduzieren und sich Standortsicherheiten sowie Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Was getan werden kann

Bei der Entwicklung des neuen Gewerbegebietes in Melle soll dem vorgebeugt werden. Das Areal soll nicht nur einen Beitrag zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt leisten, sondern durch geeignete Anpassungsmaßnahmen auf negative Folgen vorbereitet sein. Dazu gehören zum Beispiel eine extensive Begrünung der Gebäudedächer und Fassadenbegrünung. Eine optimierte Gebäudeausrichtung schafft Frischluftkorridore. Durch bewusste Materialwahl und ökologischer Gestaltung der Gebäude und Firmenareale werden Energiekosten gesenkt. Gleichzeitig erhöht sich die Aufenthaltsqualität, sowohl in den Gebäuden als auch im Quartier. Eine Erhöhung des Begrünungsanteils durch die Anpflanzung von Straßenbegleitgrün und Alleen verbessert die Luftqualität und hat eine kühlende Wirkung. Grün gestaltete Flächen sorgen für eine soziale Infrastruktur zur Regeneration und Erholung der Arbeitnehmer und erweitern die Möglichkeit für eine höhere Kompensation vor Ort.

Weitere wichtige Komponenten sind die Minimierung von Flächenversiegelung und Lichtemissionen, eine wassersensible Gebiets- und Freiraumgestaltung, Photovoltaikanlagen, Brauchwassernutzung, Abfallvermeidung, verbessertes Mobilitätsmanagement, effiziente Energienutzung von erneuerbaren Energien und industrieller Abwärme. Vorteile entstehen auch durch mögliche Netzwerke und gemeinsam genutzte Stoffkreisläufe oder Synergien mit der Nachbarschaft, um besonders ressourcensparend wirtschaften zu können.

Wir möchten, dass Unternehmen im Vorfeld mit durchdachten, kreativen Marketingkonzepten der Wirtschaftsförderung über ihre Vorteile durch eine ökologische und energieeffiziente Bauweise und Ausrichtung informiert werden. Ökologie und Ökonomie dürfen nicht als gegensätzliche Ziele betrachtet werden. Unternehmen, die an einer Ansiedlung oder Erweiterung in einem Gewerbegebiet interessiert sind, sollten durch gezielte Beratungen und geeignete Rahmenbedingungen die Möglichkeit erhalten zukunftsorientiert und nachhaltig wirtschaften zu können. Kommunale Akteure sollten in der Stadtplanung den Klimawandel verstärkt berücksichtigen.

Checklisten zur Klimaanpassung und andere Konzepte können bei der Umsetzung in der Bauleitplanung helfen eine klare, einheitliche Linie vorzugeben. Textliche Festsetzungen „grüner Komponenten“ in Bebauungsplänen können ein Mittel zur Umsetzung von Nachhaltigkeit sein. In Melle soll ein Gewerbegebiet entstehen, das wegweisend ressourcensparend ist und den sensiblen Umgang mit Natur und Landschaft berücksichtigt. Dafür setzt sich unsere Bürgerinitiative „Grün statt Grau Melle“ mit vollem Engagement ein.

Bisherige Erfolge

Unser größter bisheriger Erfolg ist ein einstimmig verabschiedeter Ratsbeschluss der Stadt Melle: „Aktuelle und zukünftige Gewerbegebietsentwicklung sind sowohl bei Neuplanungen wie auch bei Erweiterungen auf Aspekte der Nachhaltigkeit auszurichten. Ziel ist es, durch eine nachhaltige Planung eine Balance zwischen ökologischem, ökonomischem und sozialem Nutzen für Gewerbeflächen zu entwickeln und daraus ein innovatives Konzept zur Gewerbeflächenentwicklung abzuleiten.

abei ist die Zusammenarbeit mit externen Partnern zu suchen, z.B. mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).“ Dieser Beschluss muss jetzt dringend mit Leben gefüllt werden. Die Festlegung von konkreten Richtlinien für die ökologischen Belange und deren Umsetzung muss priorisiert werden. Ein großes Anliegen ist uns, in diesen Belangen auch Punkte der Klimaanpassung unterzubringen und zu manifestieren. Unsere Forderungen sollen sich nicht nur speziell auf das neue Gewerbegebiet „Gewerbepark grüne Kirchbreede“ beziehen. Wir möchten, dass sie auch langfristig in allen zukünftigen Projekten Anwendung finden.

Gewerbegebiete, in denen diese Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung Standard werden, werden einen unverzichtbaren Beitrag für die Umwelt und das Stadtklima leisten. Es ist an der Zeit, dass sich Kommunen und Gewerbetreibende in Zukunft mehr mit den Themen der Klimafolgeanpassung und den sich daraus ergebenden Handlungskonzepten auseinandersetzen. Das Potential der Maßnahmen muss erkannt werden, um Möglichkeiten wahrzunehmen, langfristig Kosten zu reduzieren und das Klima zu verbessern! Ziel ist es, dass Gewerbegebiete einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen.